Das Werden des Backwarium
Angefangen hat alles mit einer Liebe zu Brot und dem Gefühl, es immer schlechter zu vertragen.
Seit meiner Kindheit bin ich ein Freund des Brotes und als ich im Fortgang meines Lebens feststellen mußte, dass ich es immer schlechter vertrage, dachte ich zunächst nur an die verschiedenen Umstellungen, die der Körper während des Älterwerdens durchläuft.
Dann fiel mir auf, dass ich manches Brot gut vertrug, anderes aber schlecht.
Ich hatte schon einige Versuche gemacht, selbst Brot zu backen, war aber nicht wesentlich über Brotbackmischungen und Backautomaten hinaus gekommen. Da entdeckte ich Lutz Geissler und seinen Plötzblog. Von da an begann es, interessant zu werden. Selbst angesetzter Sauerteig, anstatt Tütenware. Versuche mit Dampf im Ofen, gusseisernen Töpfen und so weiter. Trotz vieler Fehlversuche, war das Ergebnis immernoch verträglicher als das gekaufte Brot. Das sprach dann auch Freunde und Nachbarn an und mit der Zeit buk ich an den Wochenenden, wenn ich nicht geschäftlich unterwegs war, oft Brot im heimischen Ofen.
Irgendwann entstand auch das Gedankenspiel, mich beruflich dem Brotbacken zu widmen.
Die ersten Recherchen waren jedoch entmutigend. Entweder ich mußte die klassische Lehre durchlaufen, was ich mir schlicht finanziell nicht leisten konnte, oder ich müßte so groß beginnen, dass ich Meister einstellen könnte. Aber so groß stellte ich mir meine Bäckerei gar nicht vor. Am liebsten wollte ich in meinem Dorf eine kleine, lokale Bäckerei starten und damit dem Dorf etwas zurückgeben, das es verloren hatte und mir selbst eine positive und erfüllende Zukunft bauen.
Zu meinem großen Glück gibt es Bäcker, die solche Ideen verstehen können und bereit sind, sie zu unterstützen.
Bei mir waren die wichtigsten Personen in diesem Zusammenhang Lars Siebert aus Berlin und Björn Wiese aus Eberswalde. Beide ließen mich in ihren Bäckereien mitarbeiten und ganz praktisch verstehen lernen, wie groß die Unterschiede zwischen professionellem Backen und den Experimenten zu Hause sind. Die immense Erfahrung der beiden Bäcker in puncto Ausbildung hat sicherlich sehr viel zu meinem schnellen Fortkommen beigetragen. Es gibt in Deutschland, die Möglichkeit, ab einem gewissen Alter über eine Sonderregelung die Berechtigung zu erhalten, das Bäckerhandwerk auszuüben. Und glücklicherweise war die Handwerkskammer Frankfurt Oder bereit, mich auf diesem Wege zuzulassen. Dazu musste ich eine Prüfung ablegen und mein Verständnis des Handwerks nachweisen. Lernen aus Lehrbüchern und die Arbeit in den bereits genannten Bäckereien halfen mir, die Prüfung zu bestehen.
Dann kam noch der Schritt zur Gründung und der Eröffnung des Backwarium.
Die erste Selbständigkeit ist ein sehr großer Schritt und es ist gut, dass man vorher nie genau weiß, was kommen wird. Und trotz aller Beratungen und Vorbereitungen ist das Leben voller großer Überraschungen.
Am 1. April 2021 haben wir das Backwarium eröffnet.